STÄDTE – STADE
Malausflug Stade und Umgebung
Kirche St. Cosmae et Damiani
Vor allem in den alten Hansestädten an den Küsten wurden diesen beiden Heiligen (syrische Zwillingsbrüder), die unentgeltlich Kranke heilten und als Schutzpatrone für Ärzte und Apotheker galten, Kirchen geweiht. Die auffallende Turmhaube der Kirche St. Cosmae et Damiani ist eine herausragende Meisterleistung barocker Baukunst in Deutschland. Das berühmteste Ausstattungsstück ist die Barockorgel, die die beiden Orgelbaumeister Berend Huß und Arp Schnitger zwischen 1668 und 1675 errichteten. Dieser markante Ziegelbau mit seinem wuchtigen Vierungsturm ist das zentrale Bauwerk des historischen Stadtkerns von Stade.
In Krautsand, einem Ortsteil von Drochtersen, fiel mir diese circa sechs Meter hohe Bronzeplastik auf. Sie steht am Fuß des Elbdeichs und stellt ein vom Wind aufgeblähtes Segel dar. Dieser „Windbaum“ von Krautsand soll an die verheerende Flutkatastrophe von 1976 erinnern. Der Urheber dieses Seezeichens war nicht so leicht zu ermitteln, denn am Monument sucht man vergeblich nach einem Hinweis. Schließlich konnte ich bei der Gemeindeverwaltung den Namen des Künstlers erfahren: Es war der norddeutsche Bildhauer Siegfried Zimmermann (1927 – 2012), von dem etwa 300 Plastiken existieren.
Das Hotel, das ich mir für meinen zweiwöchigen Malaufenthalt ausgesucht hatte, lag am nördlichen Stadtrand von Stade. Aus dem breiten Panoramafenster konnte mein Blick nach Osten in die Weite der Elbwiesen, schweifen. Ich habe es genossen kein Vis-à-Vis zu haben. Die knapp zwei Kilometer entfernte Industriesilhouette markierte den Horizont. Nur ein einzelner großer Gittermast unterbrach die wohltuende Ruhe der grünen Hochsommerwiesen.
Alles zusammengenommen (Kühe auf der Wiese und dazwischen rundgepresste Strohballen) nicht gerade ein Motiv, das sofort Begeisterung auslöst. Aber je länger ich diese Szenerie auf mich wirken ließ, desto größer wurde der Drang mit Fineliner und Aquarell diesen Eindruck festzuhalten. Wichtig war dabei, dass der Gittermast als senkrechtes Ausrufungszeichen die Horizontale unterbricht und deshalb an der richtigen Stelle stehen musste, jedenfalls nicht in der Mitte des Bildes.
Dieser historische Beladekran im alten Hafenbecken am Fischmarkt ist eines der auffälligsten Bauwerke in Stade und zugleich so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt, die seit April 2009 die offizielle Bezeichnung Hansestadt trägt. Der 1977 nach dem Vorbild eines Tretkrans aus Lüneburg erbaute Holzkran ist der Nachfolger eines Exemplars von 1661, den man 1898 abgebrochen hatte. Er ersetzte nach dem Stadtbrand von 1659 einen Vorgänger, der hier schon Anfang des 14. Jahrhunderts gestanden hatte.
Wenn innerhalb einer gewachsenen Fachwerkstadt ein Kaufhaus entsteht, ist ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen gefragt. Allein schon die Baugrube wirkt dann wie eine große offene Wunde. Dabei werden auch Blickachsen freigelegt, die nur kurze Zeit existieren. Mich hat der starke Kontrast zwischen barockem Kirchturm und der offenen Baugrube fasziniert – auch ohne Farben ein lohnendes Motiv.
Die knapp 30 Meter hohe, ganz aus Holz konstruierte Kugelbake ist das Wahrzeichen von Cuxhaven. Sie markiert den nördlichsten Punkt von Niedersachsen und damit auch die Stelle, wo die Elbe endet und die Nordsee beginnt. Dieses markante Bauwerk ist inzwischen als Denkmal geschützt.
Die dreischiffige gotische Hallenkirche mit ihrer berühmten Erasmus-Bielefeldt-Orgel stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist damit die älteste Kirche von Stade. Seit Jahrhunderten schon prägt der wuchtige quadratische Westturm der St. Wilhadi-Kirche zusammen mit dem schlanken Turm von St. Cosmae et Damiani die Stadtsilhouette von Stade. Mich hat es gereizt, die Schrägansicht des Kirchenschiffs durch den Grundriss und die Skizze des sogenannten Brauthauses zu ergänzen – und dabei nur Kirche und Turm farbig zu behandeln.
Dieser Zeitungsartikel erschien während des Malaufenthalts von Jürgen Meyer-Andreaus in Stade im September 2016. Der reich bebilderte Bericht – unter anderem ist er selbst beim Malen im Stadthafen sowie drei seiner Aquarelle mit Stader Motiven zu sehen – stellt den Münchner Maler vor. Darin äußert er sich begeistert über die „Einheitlichkeit und städtebaulichen Unversehrtheit“ der Altstadt und über das Siedlungsgefüge mit den Wasserarmen, das er vom Kirchturm aus erkennen konnte. Zu seinen Lieblingsmotiven in der Hansestadt gehörte der Schwedenspeicher, der inzwischen als Museum genutzt wird.